Der 8. Tag
Kammeroper von Eberhard Klemmstein


Der 8. Tag erzählt von einem gefährlichen gentechnischen Experiment. Zwei Wissenschaftler, Carlos und Karla haben bei ihren Untersuchungen am menschlichen Genom eine Methode entdeckt, den Menschen unsterblich zu machen. Kurz vor dem Durchbruch werden ihnen von der Ethikkommission die Mittel gestrichen. Deshalb entscheiden sie sich für einen riskanten Selbstversuch. In der Nacht vor dem entscheidenden Experiment begegnen ihnen im Traum berühmte Tote: Dante, Darwin, Aristoteles, Methusalem, Marie Curie, Kolumbus und Isabella von Spanien.

Es ereignet sich etwas, das nur die Oper kann: Die Figuren entstehen aus der Musik, sie kommen aus dem Meer der Zeit und schaffen mit ihrem eigenen musikalischen Material auch eine jeweils andere Atmosphäre; jeder von ihnen bringt etwas Neues ins Spiel und verändert die Situation. Die Zeitreisenden aus der Vergangenheit ermutigen oder warnen beide Wissenschaftler und geraten dabei miteinander in Streit über die ewigen Fragen: nach dem Sinn des Lebens, nach Hölle, Paradies und Gott. Dante durchschreitet den Raum, zitiert aus seiner Divina Commedia und prophezeit den Wissenschaftlern, dass sie bei ihrem Vorhaben an einen Ort versetzt werden würden, "wo man kein Licht mehr spürt". Nach dem Experiment finden sich die beiden Forscher tatsächlich in einer ereignislosen Schwärze ohne Ausweg wieder. Die Welt scheint verschwunden zu sein. Aber jenseits von Tod und Untergang gibt es noch Musik, eine Behauptung, die von der Oper seit 400 Jahren immer wieder formuliert wird.

Der 8. Tag stellt schwierige Fragen: Sollen Karla und Carlos sich dem lebensgefährlichen Selbstversuch unterziehen oder sollten sie besser die Finger davon lassen? Hat das Experiment eigentlich stattgefunden oder haben die beiden nur davon geträumt? Darf man den Menschen unsterblich machen? Was würde es überhaupt bedeuten, ewig zu leben? Wer entscheidet in diesem Fall, wer leben darf und wer nicht? Was wären die Konsequenzen einer Existenz ohne Tod, und was ist überhaupt Ewigkeit? - Fragen, denen sich die Menschheit in Zukunft stellen muss, denn noch nie hat sich die Wissenschaft durch Verbote stoppen lassen. Beantworten kann das Theater solche Fragen nicht. Dafür formuliert Der 8. Tag eine Antwort, zu der man selbst die passenden Fragen finden muss, um sich ein Bild machen zu können von dem, was jenseits der achten Pforte passiert und zu verstehen, was die Oper vom Ende der Welt zu sagen hat.